7 Mythen über Wirtschaftsprüfer*innen

Werte & Vision
6. August 2024

Was Wirtschaftsprüfer*innen wirklich machen? Das ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Entsprechend haben sich viele Vorurteile und Spekulationen über den Berufsstand entwickelt. Wir stellen 7 Mythen zum Thema vor – und fragen uns, ob etwas dran ist oder nicht.

1. Wirtschaftsprüfer*in ist ein reiner Männerberuf

Der Blick in die Mitgliederstatistik der Wirtschaftsprüferkammer vom Juli 2024 weist 14.901 Wirtschaftsprüfer*innen aus, nur 2.826 davon sind weiblich. Das ist ein Anteil von knapp 20 Prozent. Demnach ist der Beruf des*der Wirtschaftsprüfer*in zwar kein reiner Männerberuf, er wird aber stark von Männern dominiert. Allerdings scheint der Frauenanteil in der Branche in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen zu haben. So kommt eine Studie zu dem Schluss, dass noch 1970 erst 49 Frauen als Wirtschaftsprüferin tätig waren – das war ein Anteil von weniger als 2 Prozent. Zur Jahrtausendwende lag der weibliche Anteil in der Berufsgruppe dann bei 8 Prozent. Vor diesem Hintergrund könnte man im aktuellen Frauenanteil durchaus einen positiven Trend sehen.

2. Wirtschaftsprüfer*innen sind die Polizei der Finanzwelt

Die Hauptaufgabe der Abschlussprüfer*innen besteht darin, die Finanzberichterstattung von Unternehmen kritisch zu überprüfen und diese zu testieren, wenn das Unternehmen die geltenden Rechnungslegungsstandards eingehalten hat. Im Gegensatz zu Aufsichtsbehörden wie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht haben Wirtschaftsprüfer*innen keine Befugnis, Sanktionen zu verhängen. Da die Unternehmen jedoch auf eine Testierung ihres Abschlusses angewiesen sind, um beispielsweise weitere Investoren- oder Bankgelder zu bekommen, besitzen Wirtschaftsprüfer*innen schon einen gewissen Hebel, identifizierte Unregelmäßigkeiten oder Fehler beheben zu lassen. Und für diejenigen Wirtschaftsprüfer*innen, die noch mehr Spannung in ihrem Berufsalltag begrüßen, hält jede größere Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auch Spezialteams zur Aufdeckung von Betrugsfällen in Unternehmen bei gesonderter Beauftragung vor.

3. Wirtschaftsprüfer*innen haben die härteste Ausbildung

Quantenphysiker mögen Einspruch erheben, aber zumindest im Wirtschaftsbereich gilt die Ausbildung zum*zur Wirtschaftsprüfer*in als eine der forderndsten. Wer Wirtschaftsprüfer*in werden will, benötigt zuallererst einen Studienabschluss. Obwohl die Fachrichtung des Studiums freigestellt ist, studieren etwa 85 Prozent der angehenden Prüfer*innen Betriebswirtschaftslehre (BWL). Im Anschluss steht dann das schwierige Wirtschaftsprüfungsexamen an. Es besteht insgesamt aus 7 Klausuren zu den Themen wirtschaftliches Prüfungswesen, BWL, Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftsrecht und Steuerrecht. Hinzu kommt bald voraussichtlich ein freiwilliges Zusatzmodul zum Thema „Nachhaltigkeitsprüfung“. Das Wirtschaftsprüfungsexamen wird von vielen gefürchtet, da regelmäßig mehr als 50 Prozent der Teilnehmer*innen durchfallen. Doch darauf reagiert der Berufsstand mittlerweile und ermöglicht zum Beispiel Anrechenbarkeiten von bestimmten Studienleistungen für einzelne Klausuren und die Modularisierung, das heißt, dass das Examen über mehrere Jahre gestreckt werden kann.

4. Wirtschaftsprüfer*innen arbeiten zu viel und haben wenig Freizeit

Das gilt sicherlich zumindest für die „Busy Season“. So nennt man die Zeit nach dem Ende des Geschäftsjahres der Mandant*innen, wenn die Prüfer*innen die Abschlüsse auditieren müssen. Bei manchen Unternehmen wie den Public Interest Entities, also Unternehmen von öffentlichem Interesse, ist die Zeit, bis die geprüfte Bilanz vorliegen muss, auch noch verkürzt. Die Prüfer*innen haben hier nur ein Zeitfenster von vier Monaten, bis sie mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe fertig sein müssen. Viel Freiraum für Hobbys bleibt in der Busy Season dann tatsächlich nicht. Wobei auch hier gilt, dass eine gute Planung den Stress während der Busy Season [MK1] n deutlich mildern kann. Der Workload in den verbleibenden Monaten des Jahres ist vergleichbar mit dem anderer Berufe in der Finanzbranche und bietet im Sommer sogar die Möglichkeit zu besonders langen Auszeiten mit Überstundenabbau. 

5. Wirtschaftsprüfer*innen verdienen überdurchschnittlich gut

Hier kommt es natürlich darauf an, mit welchen Berufsgruppen man vergleicht. Zudem variieren die Gehälter stark je nach Erfahrung, Position und Unternehmensgröße. Mit ein paar Jahren Erfahrung sollte aber in jedem Fall ein sechsstelliges Jahresgehalt drin sein. Dass Wirtschaftsprüfer*innen vergleichsweise gut verdienen, ist daher eher kein Mythos.

6. Wirtschaftsprüfer*innen sind bei den Mandant*innen unbeliebt

Es ist die Aufgabe von Wirtschaftsprüfer*innen, Fehler und Unregelmäßigkeiten aufzudecken. Dazu stellen Wirtschaftsprüfer*innen ihren Mandant*innen Fragen, die neben dem Tagesgeschäft beantwortet werden müssen. Das kann von Mandant*innen als unangenehm und als lästige Pflicht empfunden werden. Wer das Audit als notwendiges Übel ansieht, wird sich zudem über die Kosten ärgern, die damit verbunden sind. Da Wirtschaftsprüfer*innen eine wesentliche Rolle bei der Sicherstellung der finanziellen Integrität und Effizienz von Unternehmen spielen, schätzen viele Mandant*innen aber auch die Expertise und die wertvollen Einblicke, die Wirtschaftsprüfer*innen bieten. Im Wirtschaftsleben spielt Vertrauen eine wichtige Rolle, und die Arbeit der Prüfer*innen trägt wesentlich dazu bei, dieses Vertrauen bei Investoren, Gläubigern und anderen Stakeholdern des Unternehmens herzustellen.

7. Wirtschaftsprüfer*innen beschäftigen sich nur mit Zahlen

Zwar sind Zahlen ein wesentlicher Bestandteil des prüferischen Alltags, doch Wirtschaftsprüfer*innen müssen auch ein tiefes Verständnis für Geschäftsprozesse, rechtliche Rahmenbedingungen und Unternehmensstrategien entwickeln. Ihre Arbeit umfasst daher viel mehr als nur die Analyse von Zahlen. Gleichwohl sind grundlegende Mathematikkenntnisse wichtig für den Job. Moderne Softwaretools unterstützen die Prüfer*innen mittlerweile aber bei vielen Aufgaben, sodass tiefgehende mathematische Fähigkeiten nicht immer erforderlich sind.

Fazit: Dichtung oder Wahrheit?

In jedem Mythos steckt ein Funken Wahrheit, heißt es. Das gilt für einige, aber nicht für alle Vorurteile und Stereotypen, die im Hinblick auf Wirtschaftsprüfer*innen kursieren. Richtig ist, die meisten verdienen nicht schlecht, ihre Ausbildung ist dafür eine echte Herausforderung, und manche Arbeitstage sind tatsächlich extrem lang. Die überwiegende Mehrheit der Prüfer*innen ist männlich, und während manche Mandant*innen in ihnen eine Heimsuchung sehen, nutzen andere ihre Expertise, um noch besser zu werden und um das Vertrauen ihrer Stakeholder zu werben. Die Prüfer*innen fungieren aber nicht als Finanz-Polizei, und sie beschäftigen sich auch nicht nur mit Zahlen. Unter dem Strich ist die Welt der Wirtschaftsprüfung also bunter als oftmals gedacht.

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