Mit Leidenschaft zur Karriere in der Wirtschaftsprüfung

Werte & Vision
28. Oktober 2024

Ist es Fleiß? Talent? Glück? Oder steckt eine Strategie dahinter? Welche Faktoren sind es, die eine Karriere als Wirtschaftsprüfer*in befördern? Das besprechen zwei Männer, die es wissen müssen. Als Partner bei Forvis Mazars sind sie selbst ganz oben auf der Karriereleiter angekommen. Ihr gemeinsames Erfolgsrezept: Der Spaß an der Arbeit.

Martin Haack, seit 2022 Partner bei Forvis Mazars in Deutschland:

„Karriere entsteht aus Kompetenz, Kontakten, Leidenschaft und Geduld“

Um Karriere als Wirtschaftsprüfer*in zu machen, ist es zuallererst wichtig, mobil und flexibel zu sein – speziell am Anfang der beruflichen Laufbahn. Während man sich im späteren Karriereverlauf ein Portfolio mit bestimmten Schwerpunktthemen aufbaut, gilt es in jungen Jahren, in verschiedene Branchen und Themenfelder hineinzuschnuppern. Sinnvoll kann daher beispielsweise ein Location-Wechsel sein, um andere Standorte kennenzulernen – gerne auch im internationalen Umfeld. Junge Prüfer*innen profitieren zudem davon, bei Gelegenheit ihre Abteilungen zu wechseln. Sie lernen so andere Arbeitsweisen, andere Themen und auch andere Persönlichkeiten kennen. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass Erfahrungen „Out of the box“ dem Nachwuchs nicht nur helfen, verschiedene Sichtweisen besser zu verstehen und die eigene Urteilsfähigkeit zu schärfen. Sie sind auch eine gute Möglichkeit, um sich die nötigen Soft Skills anzueignen, die man als künftige Führungskraft braucht.

Flexibilität und Mobilität sind auch unter einem anderen Aspekt sinnvoll: Durch den damit verbundenen Austausch fördern sie den Aufbau eines möglichst großen Netzwerkes. Ein solches Netzwerk sollte sowohl aus internen als auch externen Kontakten bestehen, und natürlich sollte es sorgsam gepflegt werden. Auf diese Weise versorgt man sich nicht nur mit wichtigen Brancheninformationen. Es sind immer wieder die persönlichen Kontakte aus dem eigenen Netzwerk, die einen Sprung auf der Karriereleiter initiieren.

Vitamin B allein reicht in der Regel allerdings nicht aus. Bei der gesellschaftlichen Verantwortung, die der Beruf des*der Wirtschaftsprüfer*in mit sich bringt, muss stets auch die fachliche Expertise stimmen. Um diese auf einem aktuellen Stand zu halten, ist es heute mehr denn je erforderlich, lebenslang zu lernen. Neben Weiterbildungen zu regulatorischen Themen sind immer öfter auch Fortbildungen zu den technischen Aspekten des Berufsstands notwendig. So gewinnt die Schnittstelle zwischen Prüfung und Rechnungswesen auf der einen und der IT auf der anderen Seite verstärkt an Bedeutung.

Auch die zunehmende Analysefähigkeit großer Datenmengen durch den Einsatz von KI-Tools wird das Berufsbild nachhaltig prägen – entsprechende Kenntnisse könnten zur Voraussetzung für das berufliche Vorankommen werden. Zumindest ein grundlegendes Verständnis im Bereich der Informations- und Datenverarbeitung und von IT-Prozessen sollten sich ehrgeizige Wirtschaftsprüfer*innen demnach aneignen. Letztlich können sie auch nur so der neuen Verantwortung gerecht werden, die in der Regel mit einem Aufstieg verbunden ist. 

Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen beschränkt sich nicht auf interne Prozesse und prüferische Belange. Auch die Mandanten erwarten heute, dass sie mit ihrem*ihrer Prüfer*in auf Augenhöhe über relevante Themen ihres Businessbereichs diskutieren können. Wollen Prüfer*innen diesen Erwartungen entsprechen, müssen sie also auch die sich wandelnden Geschäftsmodelle auf Mandantenseite im Auge behalten. Das gilt umso mehr für Prüfer*innen, die in der Hierarchie aufsteigen wollen. Positionieren sie sich als gefragte Sparringspartner*innen ihrer Mandanten und kurbeln darüber hinaus vielleicht sogar die Nachfrage nach Beratungsleistungen an, könnte das den erhofften Karriereschub bedeuten.

Unter dem Strich ist es das Wichtigste, dass man seinem Beruf als Wirtschaftsprüfer*in aus Leidenschaft nachkommt. Die breite thematische Aufstellung, die Bereitschaft, kontinuierlich dazuzulernen, das umfangreiche Netzwerk – all das kommt von allein, wenn man Spaß an der Arbeit hat. Mit dem Spaß, und einem gewissen Maß an der nötigen Geduld, stellt sich in der Regel auch die erhoffte Karriere ein.

Timo Husemann, seit 2022 Partner bei Forvis Mazars in Deutschland:

„Es braucht vor allem ganz viel Freude – und das richtige Timing“

Könnte ich meinem jüngeren Ich am Anfang seiner Karriere einen Rat geben, es wäre folgender: Bleib immer du selbst und passe dich so wenig wie möglich an die jeweiligen Umstände an. Versuche immer, Spaß an der Arbeit zu haben – auch wenn das bedeutet, einmal einen Schritt zurückzugehen, um einen neuen Weg auszuprobieren.

Die Essenz dieses Ratschlags an mich selbst ist also: Folge deiner intrinsischen Motivation. Und das würde ich auch heute noch jungen, ehrgeizigen Wirtschaftsprüfer*innen zurufen: Es ist gar nicht so relevant, dass ihr euch möglichst früh auf einen Sektor spezialisiert. Viel wichtiger ist es, ein Thema zu finden, das ihr mit Freude bearbeitet, also ohne dass es einen Antreiber von außen braucht, um euch jeden Morgen an den Schreibtisch zu bringen. Ein solches Thema entfacht ein Feuer für die tägliche Arbeit, und dieses Feuer bringt euch weiter als alles andere.

Das Gute ist, dass ich mich im Laufe meiner Karriere tatsächlich mehr oder weniger an diese Maxime gehalten habe. Nachdem ich mein Examen als eine Licence to operate in der Tasche hatte, suchte ich im Grunde zweierlei: Nach einer Möglichkeit, mich von anderen Wirtschaftsprüfer*innen abzugrenzen, im Grunde also nach einer Unique Selling Proposition für mich selbst. Und ich wollte mich auf einen Bereich spezialisieren, von dem ich annehmen konnte, dass er mir sehr viel Spaß machen würde. Fündig geworden bin ich schließlich beim Thema „Digitalisierung des Audit“. Es war genau das Richtige für mich, ist es noch.

Der große Vorteil, wenn man ein Thema gefunden hat, für das man brennt: Man begrüßt das Neue, freut sich über aktuelle Entwicklungen. Auch wenn das ja heißt, dass man sich dieses Neue erst aneignen, dass man lernen muss. Gerade in den vergangenen zwanzig Jahren war diese Einstellung Gold wert, denn Neues gab jede Menge. Das gesamte Berufsbild hat sich gewandelt und weiterentwickelt. Es haben sich nicht nur Prüfungsstandards geändert, auch die Vorstellungen darüber, wie ein Jahresabschluss aussehen soll, der einen uneingeschränkten Prüfungsvermerk verdient, haben sich gewandelt. Es sind auch neue Themenfelder hinzugekommen wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung und ihre Prüfung. Der technologische Fortschritt hat der ganzen Branche, Mandanten inklusive, einen umfassenden Anpassungsprozess verordnet. Und aktuell sieht es so aus, als würde dieser Prozess mit der KI gerade erst so richtig beginnen. Kurzum: Wir befinden uns inmitten eines Transformationsprozesses, dessen Ausgang aus heutiger Sicht kaum absehbar ist. Es bleibt uns also noch genug Neues, um den Beruf auch für die kommende Generation der Wirtschaftsprüfer*innen spannend zu halten.

Auch wenn man das Thema gefunden hat, für das man als Wirtschaftsprüfer*in brennt, bedeutet das natürlich nicht, dass man über kurz oder lang zielsicher Partner*in wird. Es gibt hier keinen Determinismus. Den kann es schon deshalb nicht geben, weil man realistischerweise zugeben muss, dass auch Glück dazugehört. Und sei es in Form des richtigen Timings: Man muss schon zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, um Partner*in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu werden. Was auch wichtig ist, was man aber lernen kann, ist das unternehmerische Denken. Schließlich führt man als Partner*in oftmals ein mittelgroßes Unternehmen und muss auch so handeln.

In letzter Konsequenz bedeutet Partner*in sein wohl auch, die eigenen Interessen oftmals in den Kontext der Organisation, also des Unternehmens, einzuweben. Ein Stück weit muss man sich also doch an die Umstände anpassen. Aber natürlich niemals so sehr, dass die eigene intrinsische Flamme jemals erlischt.  

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